Sarah und das Geheimnis des Hexenzirkels - Kap. 2

Katzenauge

Völlig verwirrt und verzweifelt stand ich da. Hatte ich gerade den grössten Fehler meines Lebens gemacht? Nachdem die Älteste Kräuterkraft meine Mitgliedschaft vor diesen Schwestern der Grosshexen verkündet hatte, brachen alle in Euphorie aus. Sie jubelten und beglückwünschten mich. Alle nannten mich Schwester Lebensmut. Ein komischer Name, fand ich. Ich würde mich wohl nicht so schnell an ihn gewöhnen.

Nun kam Kräuterkraft zu mir und sprach mich an: „Nun da wir dich willkommen geheissen haben, möchte ich dir die Person vorstellen, die dich durch deine ganze Zeit als Hexe in Ausbildung leiten und begleiten wird.“ Hinter Kräuterkraft kam eine junge, aber kräftige Frau hervor.

Ihre Haare hatten Strähnen in allen möglichen Farben, aber man sah trotzdem, dass das Naturhaar braun war. Kastanienbraun um genau zu sein. Sie begegnete mich mit einem Lächeln. Sie wirkte freundlich, aber auch ein wenig keck.

„Hallo! Du musst Lebensmut sein. Ich bin Katzenauge, aber nenn mich ruhig Sally. Das tun alle hier.“ Sie reichte mir die Hand und ich erwiderte die Geste.Als ich meine Hand wieder löste, fand ich darin ein Amulett. Überrascht betrachtete ich es genauer. Es hatte die Form einer Blume und bestand aus einem schwarzen, glänzenden Stein. In der Mitte war ein roter Edelstein eingearbeitet, der zu meiner Verwunderung rotes Licht ausstrahlte.

Fragend sah ich Sally an. Sie erklärte: „Dieses Amulett wird dir helfen, deine Zauberkräfte zu bündeln und besser zu kontrollieren. Schau ich hab auch eins.“ Sie deutete auf ihr Handgelenk, an dem ebenfalls ein Amulett in Form eines Auges mit einem gelben, strahlenden Edelstein in der Mitte baumelte.

Ich war verblüfft über die Amulette und gleichzeitig stolz darauf nun auch eines zu besitzen. Ich legte mir das Amulett um den Hals. Sogleich fühlte ich eine Welle von Wärme durch mich hindurch strömen und spürte die Energie des Amuletts in meinem Körper pulsieren.

„Ich denke es ist an der Zeit, Katzenauge, dass du deiner neuen Schülerin die Schule zeigst und ihr ihre erste Lektion gibst, bevor sie noch einen Kräftestau bekommt.“ Erschrocken blickte ich zur Seite. Ich hatte ganz vergessen, dass die Älteste Kräuterkraft die ganze Zeit über neben uns stand. „Natürlich Mutter Kräuterkraft.“ Sally verbeugte sich kurz vor Kräuterkraft und wendete sich dann wieder an mich: „Komm mit, wir haben keine Zeit zu verlieren!“

Sie liess mir keine Zeit zu reagieren, sondern packte mich kurzerhand am Arm und zog mich zurück in einen Tunnel des Abwassersystems. „Was ist denn los? Wofür dürfen wir keine Zeit verlieren?“, fragte ich verwirrt und stolperte hinterher. Doch Sally antwortete nicht, sondern beschleunigte noch das Tempo, sodass wir nun durch den Tunnel rannten.

Dann erkannte ich weiter vorne eine Wand. "Halt, langsamer! Wir laufen sonst noch gegen die Wand!" "Aber genau das wollen wir doch.", sagt Sally und sprintete jetzt los. Noch immer hatte sie mein Handgelenk fest im Griff. Ich konnte mich nicht befreien und musste also gezwungener Massen mitsprinten. Ich betete zu Gott, dass wir vor der Wand noch halt machen würden, und schätzte die Entfernung ab. Noch 20 Meter, 15... 10... 5...

3, 2, 1...