Des Menschen Erzeugnis

Sanft setzen sich die weissen, fallenden Sterne auf die glitzernde Decke. Kein Laut ist zu hören. Kleine Höhen reihen sich an kleine Tiefen und lassen die kühle Schneedecke wie ein rauschendes Meer erscheinen. Wie mächtige Schiffe ragen grosse Tannen aus dem eisigen Meer. Vom Winde rauschend schwingen sie sanft im Takt der Wellen.

Ein Hase springt anmutig aus der Strömung heraus hinein in seinen Bau. Nur die Spuren bleiben, doch verblassen langsam durch die fallenden Sterne, die unaufhörlich auf die sachten Wellen niederrieseln.  Eichhörnchen segeln um die Tannen, begleiten die Schiffe auf ihren Reisen.

Es hat etwas Magisches, wie der Himmel auf das Meer niederfällt und sich das Universum in den Wellen wiederfindet.

Die Sonne geht auf und die Landschaft wird in strahlendes, glitzerndes und gleissendes Licht getränkt. Man hört nur das Rauschen der wiegenden Tannen, man erinnert sich an eine brausende Küste. Ein Reh, welches vorsichtig durch den Sand watet, erfrischt sich am kühlen Nass der Wellen in der Brandung.

Doch plötzlich: Das sanfte Rauschen verstummt. Ein donnerndes Dröhnen ertönt. Das Reh geflüchtet, die Eichhörnchen versteckt. Seht: Die Schiffe sinken! Schiff um Schiff wird in die Fluten gezogen! Mit einem brausenden, donnernden Dröhnen erzittert der ganze Wald. Das Dröhnen schluckt Schiff um Schiff, bis auch das letzte im Nichts versunken ist.

Das Meer zerstört. Kein Glitzern, kein Strahlen mehr. Die Einöde. Trübe Pfützen durchmischt mit schlammigem Schnee. Vereinzelt noch Baumstümpfe, wo einst mächtige, starke Tannen standen. Keine Rehe, keine Eichhörnchen, keine Hasen sieht man mehr. Verlassen liegt da der entstellte Wald. Ohne Leben, ohne Kraft.

Seht sie: Die Einöde. Von uns geschaffen. Das Werk der Menschheit. Des Menschen Erzeugnis. 

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